Anlagestrategie: Welche gibt es und für wen eignet sich welche Strategie?
Welche Anlagestrategie ist die richtige? Eine Frage, vor der sich angehende Börsianer oft gar nicht erst stellen, sondern sofort in den Handel mit Aktien einsteigen. Ohne Vorbereitung und Strategie wird der Anfänger so, ohne es zu wollen, zum Spekulant. Damit ist es jedoch schnell vorbei: Nachdem die anfängliche Euphorie wieder abgeklungen ist und der Ertrag ausbleibt, geraten Anleger ins Grübeln. Kauf- und Halteentscheidung werden von hoher Ungewissheit begleitet, ein Gefühl der Sicherheit bleibt aus. Um das Kapitel Geldanlage aufgrund anfänglichen Misserfolgs direkt wieder zu schließen, lohnt sich ein Blick auf die unterschiedlichen Anlagestrategien.
Schafft es der Investor, seinem Anlegerprofil entsprechend die passende Strategie zu wählen, so hat er gute Chancen, seine Anlageziele zu erreichen und mit seinen Investments Vermögen aufzubauen.
Welche Anlagestrategien gibt es?
- Value Aktien Strategie als Form des Stock Picking: Eine der bekanntesten Strategien, die von legendären Investoren wie Benjamin Graham und Warren Buffett geprägt wurde. Value Investoren setzen darauf, gute oder sehr gute Geschäftsmodelle zu günstigen oder sehr günstigen Preisen zu kaufen. Hochbewertete Aktien wie z.B. Growth Stocks kommen für Graham und Buffett nicht in Frage, da sie keine sog. “Margin of Safety” besitzen und daher ein erhöhtes Risiko für Kurseinbrüche implizieren. Die Halteentscheidung bei Value Aktien ist oft langfristig ausgelegt (“Compounding”). Kaufentscheidungen werden nur nach tiefgehender Analyse gefällt. Value Aktien unterliegen i.d.R. keinen großen Kursschwankungen, versprechen aber auch keine gigantischen Renditen.
- Growth Aktien Strategie als Form des Stock Picking: Das Gegenteil von Value Aktien. Oftmals teuer bewertet und mit hohem Umsatzwachstum. Diese Strategie der Geldanlage erfordert Nerven aus Drahtseilen, denn die Kurse dieser Equities zucken schon bei kleinsten Schwächen. Beispiele für Growth Aktien sind ROKU oder die Growth ETFs von ARK Invest.
- Buy-and-Hold Strategie: Unabhängig von den gekauften Aktienwerten bezieht sich diese Strategie auf Kauf- und Verkaufsentscheidungen. Die Dauer zwischen Kauf und Verkauf ist bei Buy-and-Hold sehr lange. Volatilität ist in diesem Fall nicht schlimm, da der Aktionär oft lange Zeit gar nicht ins Wertpapierdepot blickt.
- Special Situations Strategie: Passieren in Unternehmen außergewöhnliche Ereignisse wie z.B. Aktienrückkaufprogramme, Joint-Venture Gründungen, Buy-Outs oder Spin-Offs, so können “unter der Haube” Werte entstehen, die auf den ersten Blick (z.B. durch einen Aktienscreener) nicht ersichtlich wären.
- Arbitrage Strategie (auch Carry Strategie): Anders als in den USA sind Broker in Europa nicht verpflichtet, Trades an potenziell günstigere Handelsplattformen abzugeben. Das ermöglicht Arbitrage Geschäfte, wenn eine Aktie auf Handelsplatz A günstiger zu kaufen ist als auf Handelsplatz B (Spread beachten).
- Trendfolge Strategie: Technische Tradingstrategie, bei der Anleger gewisse technische Chartmuster erkennen und davon abhängig Kauf- oder Verkaufsorders absetzen. Position Trading Strategien sind eine Sonderform, bei der längerfristige Chartpattern erkannt werden und kurzfristige Volatilität unberücksichtigt bleibt.
- Leerverkauf Strategie (auch “Shorting”): Ein Spekulant tätigt einen Leerverkauf, wenn er sich am Markt Aktien leiht und zu einem Preis x platziert. Er setzt darauf, dass der Aktienpreis sinkt und er die Aktie später zu einem günstigeren Preis zurückkaufen kann. Die Spanne zwischen anfänglicher Platzierung am Markt und Rückkaufpreis ist sein Gewinn.
- Hochfrequenzhandelsstrategie: Beim Hochfrequenzhandel nutzen Marktteilnehmer infrastrukturelle Vorteile aus, z.B. eine schnellere Anbindung, schnellere Computer o.Ä. Diese Strategie wird von extrem schnellen Hochleistungscomputern ausgeführt.
Für wen sind Anlagestrategien wichtig?
Die passende Anlagestrategie hängt vom angestrebten Risikoprofil ab. Das jeweilige Risikoprofil ist an den angestrebten Anlagehorizont angepasst. Und das unabhängig von der Art des Investors (Privat vs Institutionelle Anleger):
- Privatanleger / Trader
- Investmentfonds
- Kreditinstitute
- Pensionsfonds
- Versicherer
- Hedgefonds
Was ist das Anlegerprofil?
Das Anlegerprofil fasst verschiedene Faktoren zusammen und kann als Grundlage für die Wahl des Anlagekonzepts angesehen werden:
- Anlagedauer
- Risikodiversifikation
Aus dem Anlegerprofil resultiert auch, welche Finanzprodukte für den Anleger in Frage kommen:
- Dividenden Aktien, Anleihen, Gold: Eher konservative Anlegerprofile mit höherer Anlagedauer
- Call- und Put-Optionen, Wachstumsaktien, Krypto, Zertifikate: Eher progressive Anlegerprofile